Chaos und Aufbruch - Miray Seramet

Miray Seramet lädt herzlichst zu ihrer neuen Ausstellung ein.

Ingeburg Nr. 21
40 x 30 x 4 cm, Nylon, genäht, drapiert, 2021

Text: Dr. Helen Adkins


Miray Seramet (*1971 Krefeld) ist deutsch-türkischer Abstammung, hat Textil-Design studiert und macht klassischen Tanz. Diese Eckpunkte sind zentrale Themen für die Künstlerin: die Suche nach einem Ausdruck für die zweiteilige Identität sowie der Bezug zur eigenen Körperlichkeit werden in textilen Objekten und Bildern sowie Fotos und Projektionen zur Sprache gebracht.

Garn, Stoffe und Kleidung betrachtet Seramet als Symbolträger für Geschlechterrollen, aber auch für die eigene Identität, zwischen türkischer Tradition und modebewusster deutscher Frau. Die Strickmaschine ist ihr Werkzeug u.A. für die Verbindung von Maurerschnur und Nylons, eine allegorische Verstrickung zwischen Mann und Frau. In Den 20 verbindet Seramet hautfarbene Nylons, eine zweite weibliche Haut, schöner, dezenter und zugleich erotischer als nackte Haut mit kräftiger Maurerschnur, farbig und rau, ohne dass die scheinbar so zarten Nylons reißen. Es entstehen poetische Kollektionen, die eine konzeptionelle Vorgehensweise und extravagante Modekreationen verschränken.

Nylonstrümpfe – auf großformatige Leinwände angebracht, in Muster-Kartons oder als Soft-Objekte an der Wand präsentiert – kommen in fast allen Arbeiten vor. Die Nylons werden auf ihre Reißfestigkeit und Dehnbarkeit geprüft, ihre getragene und ungetragene Form untersucht, und als Collage gezeigt. Das besondere Kolorit wird hervorgehoben, sie werden mit Schafswolle gestopft und zu Brust-Penissen oder Vulva-artigen Knospen geformt. Gretchen in der Stube zeigt eine Reihung von androgynen Geschlechtsteilen, Zwitter zwischen Sexshop-Zubehör und sanftem Kuscheltier. Soft and Strong ist ein Fotoarbeit bei der flauschige, erotisch anmutende Ausschmückungen der Nylons, wie von einer Performance stammend, an der Künstlerin zu sehen sind.

Voller Humor und doch mit ernster Hinterfragung sprechen die Arbeiten das Thema der Liebe an.

www.en.mirayseramet.de

 

Text: Dr Helen Adkins


Miray Seramet (*1971 Krefeld) is of German-Turkish descent, studied textile design and does classical dance. These cornerstones are central themes for the artist: the search for an expression for the two-part identity as well as the reference to one's own physicality are given voice in textile objects and images as well as photos and projections.

Seramet sees yarn, fabrics and clothing as symbol carriers for gender roles, but also for her own identity, between Turkish tradition and fashion-conscious German woman. The knitting machine is her tool for, among other things, connecting mason's twine and nylons, an allegorical entanglement between man and woman. In Den 20 Seramet combines skin-coloured nylons, a second female skin, more beautiful, more discreet and at the same time more erotic than naked skin with strong mason's twine, colourful and rough, without the seemingly so delicate nylons tearing. Poetic collections emerge that intertwine a conceptual approach and extravagant fashion creations.

Nylons - mounted on large-format canvases, presented in sample boxes or as soft objects on the wall - appear in almost all the works. The nylons are tested for their tensile strength and stretchiness, their worn and unworn form examined, and shown as collage. The particular colouring is highlighted, they are stuffed with sheep's wool and shaped into breast penises or vulva-like buds. Gretchen in der Stube shows a series of androgynous genitals, hermaphrodites between sex shop accessories and soft cuddly toys. Soft and Strong is a photographic work in which fluffy, erotic-looking decorations of nylons, as if from a performance, can be seen on the artist.

Full of humour and yet with serious questioning, the works address the theme of love.

Miray Seramet warmly invites you to her new exhibition.

Ingeburg No. 21
40 x 30 x 4 cm, nylon, sewn, draped, 2021

www.en.mirayseramet.de